Wie lernen Kinder rechnen?

Normalerweise entwickelt sich bei Kindern im Laufe der Vorschulzeit und dann weiter in der ersten Klasse eine sichere Vorstellung davon, was Zahlen sind. Was für uns Erwachsene so einfach und selbstverständlich klingt, ist ein hochkomplexer Vorgang mit verschiedenen, parallel verlaufenden Entwicklungen. 

Das Wissen über die Aussprache und Schreibweise der Zahlen bis Zehn ist nur ein kleiner Teil dieses Lernprozesses. Das Kind muss darüber hinaus verstehen, dass eine Zahl für eine bestimmte Menge an Dingen steht – und dass diese Menge immer „gleich viel ist“ unabhängig davon, was gezählt wird (Blumen, Autos, Bonbons).

Auch das Zählen muss richtig gelernt werden: Nichts darf doppelt gezählt werden und auch nichts vergessen. Dabei muss das Kind während des Zählens nicht nur die richtige Zahlwortreihenfolge einhalten, sondern sich gleichzeitig merken, welche Dinge es bereits gezählt hat.

Dies ist eine ganz schöne Leistung für das Gehirn eines fünfjährigen Kindes!

In der Schule lernt das Kind dann noch, dass man Zahlen zerteilen kann. Die Fünf ist nicht nur eine Fünf. Sie kann z.B. in Zwei und Drei zerlegt werden, ohne dass die Fünf als Gesamtmenge verloren geht.


Beim Rechnen muss das Kind also in der Lage sein, sich gleichzeitig die ganze Zahl als auch Teile davon vorzustellen.

Bei Kindern, die diese Fähigkeit noch nicht ausgebildet haben, besteht das Rechnen aus einer Handlung in der Vorstellung. Sie legen dabei z.B. von 10 Kugeln 4 in eine Schachtel. Nun hat es 4 Kugeln und 6 Kugeln. Die 10 geht als Zahl verloren, da die Kugeln in der Vorstellung des Kindes immer nur in einer Kiste gleichzeitig sein können.

Rechnen durch Zählen

Schafft es ein Kind nicht, sich diese Zahlenvorstellungen im Laufe der ersten Klasse anzueignen, bleibt ihm nur das „zählende Rechnen“ übrig. Oft mithilfe der Finger werden Additions- und Subtraktionsaufgaben durch Abzählen gelöst. Auch das Bestimmen von Vorgänger und Nachfolger erfolgt dann durch Zählen.

Das „Rechnen durch Zählen“ ist zeitaufwendig, anstrengend und fehleranfällig.

Rechenschwache Kinder brauchen in der Regel länger für die Aufgaben, lernen viel auswendig und entwickeln im Laufe der Zeit eigene Rechenwege, die manchmal zufällig zum richtigen Ergebnis führen.

Leider führen diese Strategien oft dazu, dass die Rechenschwäche erst im Laufe der Schulzeit erkannt wird, wenn die Anforderungen und der Stress für das Kind immer größer und die Noten immer schlechter werden.