Als Eltern neigen wir ganz automatisch dazu, das Verhalten unseres Kindes mit unserem Verhalten als Kind zu vergleichen. Konnten wir als Kinder schon früh sprechen, so wundert es uns nicht, wenn unsere Kinder auch früh sprechen lernen.
Fiel uns damals das Balancieren eher schwer, sind wir nicht besonders besorgt, wenn es auch unseren Sprösslingen schwer fällt. Wir erkennen uns in vielen Situationen in unseren Kindern wieder und freuen uns über die Gemeinsamkeiten.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bestimmte Veranlagungen vererbt werden. Gleichzeitig prägt das Elternhaus die Entwicklung der Kinder in den ersten 6 Lebensjahren entscheidend. Wird zuhause viel (vor)gelesen, entwickeln die Kinder meist eigenes Interesse an Büchern und Geschichten. Kommen die Kinder aus einer sportlichen Familie, sind sie in der Regel auch in Sportvereinen aktiv.
„Ich war auch nie gut in Mathe!“
Kommt ein Kind mit Mathematik nicht gut klar, findet sich oft jemand in der Familie, bei dem es als Kind oder auch später noch ähnlich war. „Ich war auch nie gut in Mathe“ oder „Die Oma kann auch nicht gut rechnen“ mag zwar auf den ersten Blick tröstlich für das Kind sein, es verharmlost jedoch das Problem und verringert die Chance, dass eine Rechenstörung oder Rechenschwäche entdeckt und behandelt werden kann.
Natürlich bildet jeder von uns im Laufe des Lebens Stärken und Schwächen aus. Der eine zeigt musische Begabung, der andere künstlerische und der nächste ist besonders sportlich. Kinder die früh anfangen zu sprechen – und damit meist gar nicht wieder aufhören – werden oft zu guten Geschichtenerzählern oder machen später in der Theater AG mit. Ebenso gibt es Kinder, denen logisches Denken leicht fällt und die sehr schnell ein sicheres Zahlenverständnis entwickeln.
Wichtig dabei ist im Hinterkopf zu behalten, dass auch Kinder aus einer völlig unmusikalischen Familie zu hervorragenden Musikern werden können und umgekehrt. Unsere Gene und das familiäre Umfeld sind nur zwei von vielen Faktoren, die über unseren Werdegang bestimmen.
Jedes Kind kann rechnen lernen!
Sich damit abzufinden, dass ein Kind „einfach nicht gut rechnen kann“ ist aus meiner Sicht keine Option. Erstaunlicherweise wird es als völlig selbstverständlich angesehen, dass jedes Kind vernünftig Lesen und Schreiben lernen muss. Im Fach Mathematik wird es leider häufig einfach hingenommen, wenn das Kind sich während der gesamten Schullaufbahn mit dem Rechnen schwertut.